24.03.2013

Türkisch-bulgarische Grenzerfahrungen

BLOG_2013_03_24_0001Am Sonntag machten wir uns auf den Weg nach Bulgaristan (Türkische Schreibweise).
Die Suche nach einem Übernachtungsplatz in dem Land hatte sich im Vorfeld sehr schwer gestaltet. Offene Campingplätze gibt es hier nur von Mai oder gar Juni bis September. Und auch die Ferienwohnungen, Bungalowparks und sogar die meisten Hotels schließen über den Winter mindestens ein halbes Jahr lang. Auf unserer Suche nach einer offenen Übernachtungsmöglichkeit irgendwo an der bulgarischen Schwarzmeerküste schrieben wir auch die Tourismusbüros der Städte an, aber Antwort erhielten wir nicht. Die gesamte Tourismusbranche des Landes schien geschlossen zu sein.

Nach intensiver Recherche fanden wir schließlich eine Handvoll Bungalowparks, die laut ihren Webseiten ganzjährig geöffnet hatten und von einem erhielten wir tatsächlich Antwort – und die war auch noch positiv!
Allerdings lag der Park sehr weit im Norden des Landes und so kam es, dass unsere Fahrt von Istanbul zu unserem Campingplatz in Bulgarien stolze 430 km lang war – davon 220 km über die bulgarischen Fernstraßen, auf denen man mit dem Gespann getrost von einem Schnitt nicht über 40 bis 50 km/h auszugehen braucht.

Wir stellten uns für den Fahrtag also mal wieder einen Wecker und los ging’s. Über die türkische, zweispurige Fernstraße kamen wir zügig voran, aber dann kam die Grenze. Die Ausfahrt aus der Türkei gestaltete sich überraschend schwierig (Und das, obwohl wir weder Raki-Fässer, noch blinde Passagiere schmuggeln wollten).
Auf die Einfahrtsschranke folgten entlang der Straße zahlreiche Imbiss-Stände und Kiosks. Die üblichen Kontroll-Haltepunkte fehlten (und waren auch nicht ausgeschildert) und plötzlich standen wir vor der Ausfahrtsschranke. Jetzt ist die Ausreise ja in der Regel recht einfach und so dachten wir, dass sämtliche Kontrollen an dieser Schranke vorgenommen würden und überreichten dem Beamten unsere Papiere.
Dieser studierte sie in aller Ruhe und als er sie bis auf die letzte Ausweisseite durchgesehen hatte,schüttelte er den Kopf und wies uns an, zur „Polis“ zu gehen. Auf unsere Nachfrage, wo in aller Welt die „Polis“ denn sei, wies er uns ein – seitlich 250m bergab – deutlich im Hintergrund gelegenes Haus (Das tat er übrigens im weiteren Verlauf mit zahlreichen, weiteren Durchfahrenden – es scheint fest zum Prozess zu gehören :-().

Die Beamten in dem Gebäude guckten unsere Ausweise kurz an, verbuchten die Ausfahrt unseres Fahrzeuges aus der Türkei im Computer und stempelten das “Cikis”-Feld des Einreisescheins.
Wieder bei der Endkontrolle (250m bergauf) wurden die Papiere erneut eingehend inspiziert. Dann schüttelte der Kontrolleur den Kopf und bedeutete uns, dass die Papiere nicht in Ordnung seien. Seine türkischen Worte (Er sprach nichts anderes) verstanden wir leider nicht, allerdings wiederholte er öfter das Wort “Stampilla” – offensichtlich “Stempel” bedeutend.

Also ging Falko wieder zurück zum Polizeigebäude (250m bergab). Die Beamten dort sprachen zwar wunderbares Englisch, hatten aber keine Ahnung, wo noch Stempel fehlen sollten :?.
Sie verpassten dem Einreiseschein einen weiteren Stempel, unterschrieben ihn sogar und versicherten, dass nun alles in bester Ordnung sei. Falko ging zurück zum Kontrolleur (250m bergauf) und reichte ihm die Papiere.
Dieser blätterte die Ausweise unzählige Male sehr, sehr langsam durch und studierte dabei jeden Quadratzentimeter auch der völlig unbedruckten Seiten, als sei dies das größte Vergnügen der Welt. Das tat er so lange, bis Falko ihn beherrscht fragte, ob alles in Ordnung sei.
Daraufhin zuckte er die Schultern, wedelte mit den Papieren, schüttelte den Kopf, sagte etwas türkisches, in dem wieder das Wort “Stampilla” vorkam und wies uns an, nochmal zur „Polis“ zu gehen :mad:.

Falko war allerdings irgendwie unkooperativ geworden und machte sich auf englisch reichlich Luft. Davon verstand der Beamte natürlich kein Wort, aber manche Information wird nonverbal übertragen…
Irgendwann kam der Beamte zu der Überzeugung, uns nicht ohne etwas mehr Einsatz los zu werden und ließ sich tatsächlich dazu herab, pantomimisch zu erklären, welche Stempel ihm fehlten (Vier Personen, vier Stempel!).

Nun klüger machte sich Falko also auf den Weg (250m bergab). Die Beamten unten verstanden allerdings immer noch nicht, was fehlte :evil:.
Eine kurze, aber heftige Szene und mehrere Funksprüche der Beamten mit dem Kontrolleur später, verstanden sie dann doch.
Sie machten einen Stempel in den Reisepass von Tobias. Dann betrachteten sie zweifelnd den Kinderausweis von Domenic (Den der Grenzer bei der Einreise auch gestempelt hatte) und meinten, in einen Kinderausweis würde man eigentlich keinen Stempel machen.
Darauf beharrten sie, bis Falko ihnen nachdrücklich klargemacht hatte, dass er diesen Raum erst verlassen würde, wenn er einen ordnungswidrigen Ausreisestempel im Kinderausweis habe!

250m bergauf wartete der Kontrolleur schon vor seiner Hütte und forderte uns auf türkisch zu irgendetwas auf. Aber als Falko ihm die Ausweise mit den Stempeln am ausgestreckten Arm entgegenhielt und mit aller, noch verbliebener Wut gepresst “Stampilla” knurrte, zuckte er die Schultern und bedeutete uns, dass wir passieren könnten. 😈

Der Aufenthalt in der türkischen Ausreisekontrolle hatte uns gut eine Stunde gekostet (wobei man am Ende fairerweise sagen muss, dass der eigentliche Fehler bei der Grenzpolizei, nicht beim Kontrolleur lag). Um so erfreuter waren wir, dass die bulgarische Einreisekontrolle zügig und organisiert verlief. Interessant war hier noch, dass die erste Station das Durchfahren eines nur mit einer spärlichen Pfütze gefüllten Desinfektionsbeckens war und die letzte Station “Begleichung von Strafen und Gebühren beim bulgarischen Staat” hieß. Hatten wir offene Gebühren beim bulgarischen Staat?
Ja! Tatsächlich! Vier Lev für eine bei der Einreise erfolgte Desinfektion des Kraftfahrzeuges! 😛
Diese mussten sofort bezahlt werden und die Bezahlung an sich kostete nochmal zwei Lev Bearbeitungsgebühr (Deren Entrichtung dann zum Glück kostenlos war). Nachdem wir die umgerechnet drei Euro leicht amüsiert entrichtet hatten, waren wir endlich wieder unterwegs. Abends um acht erreichten wir unser Ziel und fielen sofort in die Betten.

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