Heute war mal wieder Weltkulturerbe-Tag. Nachdem wir uns in Nîmes schon römisch eingestimmt hatten, besuchten wir nun das höchste Aquädukt, dass die antiken Sandalenträger je gebaut haben. Der Pont du Gard misst 50m Höhe und diente der Wasserversorgung der Stadt Nemausus.
Selbstverständlich betrachteten wir das Bauwerk aus allen möglichen Perspektiven. Wir begannen links unten, warfen dann einen Blick von links oben über das Flusstal, dann überquerten wir den Fluss auf einer Brücke, die sich direkt neben dem Aquädukt befindet und in Baustil und Farbe demselben angepasst wurde, und machten auf der rechten Seite weiter. Natürlich gingen wir auch drunter durch und standen oben in der Rinne, in welcher früher das Wasser geführt wurde. Das Aquädukt macht mit seinen drei-stöckigen Bögen in dieser Landschaft wirklich was her und dieser erste Teil unseres Ausfluges hat uns sehr gefallen.
Der zweite Teil war dagegen etwas dünn. Vom Aquädukt aus fuhren wir weiter nach Avignon, das unter Clemens V Rom als Papstsitz ablöste. Dieser hatte als Franzose wohl keine Lust auf Italien, ließ sich in Bordeaux krönen und verlegte den Papstsitz nach Avignon. Dort residierten die Päpste, bis ca. siebzig Jahre später ein Nachfolger den Sitz wieder zurück nach Rom verlegte. Da für die französischen Kardinäle der Papstsitz aber nun Avignon war, erklärten sie den Papst-Posten für vakant und wählten ihren eigenen Papst. Es begann die Zeit der Gegenpäpste in Avignon.
Übrig geblieben ist aus der damaligen Zeit ein gewaltiges Bauwerk, der größte gotische Palast der Welt: Der Papstpalast von Avignon, der in 20 Jahren aus dem Boden gestampft worden war und anschließend von jedem der ca. alle zehn Jahre wechselnden Päpste fleißig erweitert oder umgebaut wurde. Den gewaltigen Eindruck der Außenansicht werden wir uns bewahren, von der Besichtigung hatten wir uns allerdings deutlich mehr versprochen. Wir liefen durch große, kahle Räume und erhielten über Schautafeln und Audioguide nur dürftige Informationen über die Geschichte des Gebäudes und die Motive seiner Bewohner. Eigentlich waren wir – von ein, zwei Details abgesehen – nach unserer Besichtigung nicht schlauer als vorher und das fanden wir Schade, denn aus dem Gebäude und der damit verbundenen, turbulenten Zeit, in der Europa ständig an der Schwelle zum Kontinent-umspannenden Krieg war, hätte man sicherlich mehr machen können.
Weltkulturerbe ist – neben dem Palast – auch die Pont d’Avignon. Diese verband zu damaliger Zeit den Kleinstaat Avignon über die Rhone hinweg mit dem Königreich Frankreich. Heute stehen noch vier der ursprünglich 22 Bögen, wodurch sie heute wohl eher Quay d’Avignon zu nennen wäre :-P.
Die Stadt Avignon hat ein paar hübsche, kleine Gässchen und eine wuchtige (der zu schützenden Person angemessene) Stadtmauer, die wir bei einem kleinen Spaziergang erkundeten, bevor wir den Heimweg antraten.