Wir begannen unsere Highland-Tour bei phantastischem Wetter um halb neun (Verdammt früh!). Von Inverness aus fuhren wir gemütlich die Ostküste nach Norden hoch. Wir hatten wunderschöne Ausblicke auf die Küstenlinie. Diese war zwar sehr durch Steilküste geprägt, echtes Highland-Feeling kam an der Ostküste aber noch nicht auf. Die blauen Buchten und die Kombination aus grünen, weichen Wiesen und grauen, harten Klippen beeindruckte uns allerdings so sehr, dass wir aus dem Anhalten gar nicht mehr raus kamen (Glücklicherweise gab es hier oben nicht mehr viel Verkehr).
Irgendwann hatten wir es dann doch bis John o’ Groats geschafft. Von dort konnten wir die Orkney-Inseln sehen und – in die andere Richtung – die Felsformation auf dem Foto bewundern, in der ganze Seevögel-Kolonien nisteten. Das Ortsschild von John o’ Groats heißt einen “am Ende der Straße” Willkommen und tatsächlich fanden wir hier auch das Gegenstück zum Wegweiser in Land’s End (Die Entfernung zwischen beiden Orten ist die längste auf dem britischen Hauptland mögliche).
Unsere Fahrt ging weiter an der Nordküste entlang Richtung Westen. Und hier fanden wir sie: Die Highlands. Die Gegend wurde bergiger, die Straße enger und kurviger, die Ortschaften kleiner und Häuser immer seltener. Teilweise fühlten wir uns so abgelegen, dass uns ein Haus am Wegesrand in Erstaunen versetzte.
Am Kyle of Tongue gabelte sich die Straße (Was hier oben wirklich selten ist. Genau genommen gibt es eine Straße an der Küste entlang und die Straße vom Kyle of Tongue aus südwärts. Dazwischen ist nichts, Wegbeschreibung ist hier einfach: “Folgen Sie der Straße 150 Kilometer bis zur nächsten Kreuzung, dann links!”). Wir folgten der Nordwestlichen Touristenroute westwärts. Da es hier viele Täler, Berge, Seen, Meeresarme und sonstige landschaftliche Merkmale gibt, die einer geraden Straße im Weg sind und da es eben nur diese eine Straße gibt, verläuft sie in vielen Schnörkeln und Schleifen um das Wasser und die größten Erhebungen herum.
Dabei wurde sie natürlich auch einspurig, wobei sie im Gegensatz zu den Halbspurstraßen in Devon deutlich besser zu überblicken war (so ganz ohne Hecken am Rand) und alle 100m Ausweichbuchten genügend Raum zum aneinander Vorbeikommen boten.
Trotzdem musste man aber ständig mit Hindernissen rechnen, denn es war immer möglich, dass eine Gruppe Schafe hinter der nächsten Kurve ein gemütliches Sit-In veranstaltete. Die Vorfahrt ist hier – wie schon in Wales – natürlich auch ohne Lichtzeichenanlage immer zu ihren Gunsten geregelt.
Unsere Fahrt durch die Highlands verwöhnte uns mit einer Fülle unvergesslicher Bilder und lieferte uns die Antwort auf die seit unserer Ankunft präsente Frage:
Was macht Schottland so schön, so interessant und so faszinierend? Ist es das Grün der Hügel, das Glitzern des Meeres, das dunkle Grau der Lochs, die abgeschiedene Stille, sind es die felsigen, im Dunst verschwimmenden Berge, die lila farbige Heide, die malerisch in die Landschaft eingebetteten Burgruinen, der schwarze Torf oder die rauen Steilklippen?
Es ist dieser Moment, wenn man über eine Hügelkuppe fährt und man plötzlich all dies gemeinsam in absoluter Harmonie vor sich ausgebreitet sieht, als hätte es ein Künstler zusammengefügt. Und dabei bietet sich einem nach jeder Kurve, jeder Kuppe ein neues, wunderschönes Bild und man kann gar nicht oft genug anhalten, um diese Eindrücke in sich aufzunehmen.
Die letzte Station unserer Rundreise bildeten die Falls of Measach in der Nähe von Ullapool. Das Wasser stürzt hier über 50 Meter in die Tiefe und genau über der Abrisskante ist eine Hängebrücke für Fußgänger gespannt, von wo aus wir einen Blick in die rauschende Tiefe wagten, bevor wir uns bei einbrechender Dunkelheit auf den Rückweg machten.