Über die schon erwähnte Forth Road Bridge machten wir uns auf, die Halbinsel Fife zu erkunden. Wir begannen in Falkland, einem kleinen Ort, in dem ein Jagdschloss der Stuarts steht. Falkland Palace hatte im Inneren mehrere gut erhaltene Räume mit Gemälden, Wandteppichen und natürlich Mobiliar. Auf ein Möbelstück wurden wir als Eltern besonders hingewiesen (ohne dass unsere Kinder akuten Anlass dafür gegeben hätten): Den stillen Stuhl. Dabei handelt es sich um einen Hochstuhl, dessen vier Füße dicht beieinander stehen und bei dem die vorderen Füße etwas kürzer waren, als die hinteren. Wollten die Erzieher einen jungen, königlichen Spross strafen, durften sie natürlich nicht gegen ihn tätlich werden. Also kam der Racker auf den Stuhl und wenn er sich auf ihm bewegte, fiel der Stuhl vornüber (Wodurch seine königliche Hoheit sich den Schmerz selber zugefügt hatte).
Eingedenk der Schwierigkeiten, die Stillsitzen unseren nicht ganz so königlichen Rackern manchmal bereitet, haben wir die Anschaffung eines solchen Stuhls mal laut angedacht. Die Kinder verdrehten natürlich die Augen (Aber für Lucy könnten wir vielleicht tatsächlich ein Äquivalent aus Pappe basteln đ ).
In den Gärten von Falkland Palace gibt es auch den ältesten Royal Tennis Platz der Welt. Diese Vorform des modernen Tennis kam aus Frankreich auf die Insel und wurde auf einem kleineren Platz, der komplett eingemauert ist, gespielt. Mary Stuart hat hier wohl öfter gespielt und dabei die Welt ihrer Zeit entsetzt, indem sie dies nicht im Kleid, sondern in Kniehosen tat.
Von Falkland aus fuhren wir an die Nordseite des Loch Leven. Wir gingen ein paar Schritte am Ufer entlang und erhaschten einen Blick auf das auf einer Insel im See gelegene Loch Leven Castle. Hier wurde Mary Stuart gefangen gehalten, als sie beim schottischen Adel in Ungnade gefallen war. Von hier aus floh sie nach England, um Hilfe bei Elizabeth I. zu suchen. Da sie sich allerdings weigerte, den Anspruch, den die Stuarts auf den englischen Thron hatten, aufzugeben, wurde sie auch dort wieder eingesperrt.
Die weitere Reise führte uns nach Dunfermline und weiter zurück in die schottische Vergangenheit. Robert the Bruce, der in den schottischen Unabhängigkeitskriegen besseres Geschick im Umgang mit Engländern bewies (jedenfalls aus schottischer Sicht) liegt hier in der Abbey begraben. Schon oben am Turm verkünden steinerne Werbetafeln weithin die Bedeutung dieses Ortes. Direkt unter dem Turm liegt das Grab des Volkshelden und Königs.
Tatsächlich war die Kirche lange dem Verfall überlassen und niemand wusste von dem Grab. Nachdem der alte Kirchturm eingestürzt war und dabei die Hälfte der Kirche unter sich begraben hatte, fand man bei den Aufräumarbeiten mehrere Gräber. Das war noch nichts ungewöhnliches, da man wusste, dass die Kirche Begräbnisort mehrerer schottischer Monarchen gewesen ist. Als man allerdings ein Skelett mit geöffnetem Brustkorb fand, waren sich alle sicher und einig, dass Robert the Bruce gefunden war.
Es gibt nämlich folgende Geschichte: Robert wollte schon immer mal mit auf einen Kreuzzug gehen (Wer nicht?), was er wegen der Unruhen in seinem eigenen Land nicht konnte. Als es schließlich gegangen wäre, war er zu alt (Kennt jemand die Altersgrenze für Kreuzzug-Teilnahmen?). Daher bat er seinen besten Kumpel Douglas: âWenn ich tot bin, geh du auf einen Kreuzzug und nimm mein Herz mit.â Was dieser dann auch getan hat. Der Freundschaftsdienst brachte Douglas den Tod in Spanien und der Tote mit offenem Brustkorb muss natürlich eindeutig Robert sein.
In der Kirche waren natürlich auch schöne bunte Fenster von wichtigen Leuten im Umfeld von Robert. Auf dem Foto seht ihr Robert in der Mitte und zu seiner linken seinen Kumpel (den mit den zwei Herzen). Die Familie Douglas durfte wegen den oben erzählten Begebenheiten in ihrem Wappen neben dem Herz auch die Königskrone führen.
Indem wir euch nur drei Fenster fotografierten, erleichtern wir euch die Suche nach der Spinne. Diese befindet sich (Achtung, wer aufpasst spart 2/3 der Arbeit) im Robert the Bruce â Fenster und war für dessen Triumph über England von größter Bedeutung. Schottische Schulkinder lernen folgende Geschichte:
Der englische König Edward II. hatte Robert und seine Familie eingeknastet, doch Robert entkam und floh nach Schottland, wo er sich in den Highlands in eine Höhle hockte und trauerte. Da sah er eine Spinne, die ein Loch überwinden wollte. Sie sprang, aber sie schaffte es nicht. Und sie sprang wieder und schaffte es nicht. Und wieder und wieder und wieder sprang sie. Endlich erreichte sie die andere Seite des Loches und spann ihr Netz. Robert dachte sich: Wenn die Spinne es so lange probieren kann, bis es klappt, dann schaffe ich das auch! Er stand auf, ging raus, versammelte die Clans und prügelte die Engländer aus Schottland raus.
Bevor wir die Fife verließen, besuchten wir noch Culross, ein mittelalterliches Museumsdorf am Firth of Forth. Es gibt einen sehr gelb gestrichenen, kleinen Palast und ein Old Town House. Wir konnten dem Ort aber nicht viel abgewinnen â unsere Kinder dem örtlichen Spielplatz dafür umso mehr đ .