Gestern sind wir nach Belgien weitergefahren und waren sehr gespannt, ob sich die örtlichen vier-Sterne-Campingplätze eher an ihren Pendants in den Niederlanden oder an jenen in Frankreich orientieren würden. Zumindest für unseren ersten belgischen Platz galt leider letzteres. Vorne an der Rezeption gab es immerhin ein gekacheltes Bad mit insgesamt zwei Duschen, die sich die Campinggäste mit den Badesee-Gästen teilten (und die entsprechend aussahen), verteilt auf dem Platz fanden sich als Waschhaus-Ersatz kleine Holzverschläge, bei denen Chemietoiletten-Ausguss, Urinal und Spülbecken ohne weitere Sicht- oder Geruchstrennung eine traute Gemeinsamkeit an der Außenwand bildeten (Die Innenausstattung bestand aus 2×2 abweisenden Toiletten mit winzigem Waschbecken und vergilbtem Spiegel). Da der Platz nur Absprungbasis für zahlreiche Ausflüge ins Umland war, nahmen wir es sportlich und trugen ein, zwei Wasserkannen mehr pro Tag zum Wohnwagen.
Da der Reiseführer das montägliche Glockenspiel in Mechelen in vielfältigen Tönen anpries, starteten wir dort unsere Besichtigungswoche. Und da bei Ankunft die Luft noch etwas feucht war, begannen wir den Rundgang spontan mit einer Innenbesichtigung der St.Rombouts-Kathedrale. Für jeden, der die Grenzüberquerung nicht bewusst wahrgenommen haben sollte, wäre der Landeswechsel spätestens hier offenbar geworden: Schon von außen eher eine “Notre Dame”, enthielt die Kirche auch im Innenraum mit Marmor, holzgeschnitztem Chorgestühl, Madonnen-Figuren und zahlreichen Kunstwerken wieder deutlich mehr Schmuck, als jene in den Niederlanden. Der Kirchenboden war nicht mehr das “Who is Who” vergangener Tage und Grabmäler galten ganz klassisch den Bischöfen (und nicht den Seehelden).
Am großen Platz vor der Kirche begegnete uns außer dem sehr markanten Rathaus mit Säulen-Wandelgang auch das Standbild der Margarethe von Österreich. Diese hatte als Regentin der habsburgischen Niederlande Mechelen als ihren Sitz auserkoren und der Stadt damit zu einem Wohlstand verholfen, der auch heute – 500 Jahre später – noch als Mechelens Blütezeit gilt. Die Ortsansässigen waren davon so angetan, dass sie ihr – als erster Frau in Belgien (inkl. Vorgänger-Staaten) – das erwähnte Denkmal errichteten. Die Erklär-Tafel, welche diese Historie kurz abriss, war zu unserer Freude übrigens viersprachig gehalten – die Vielsprachigkeit Belgiens kommt Touristen eindeutig zugute.
Während unseres Aufenthaltes auf dem großen Markt läuteten sich die 49 Glocken der Kathedrale bereits warm und als wir unseren Rundgang durch die Stadt fortsetzten, begleiteten uns dabei viele verschiedene Melodien. Nachdem unsere Ohren sich in die Spielweise hinein gehört hatten, gelang es uns immer häufiger, bekannte Melodien zu erkennen.
Unser weiterer Weg führte uns durch die für Belgien typischen Beginenhöfe, in denen in der Vergangenheit alleinstehende Frauen ohne Gelübde in einer klösterlichen Gemeinschaft leben konnten. Wie zu jedem Kloster gehört natürlich auch zu einem Beginenhof eine Brauerei. Jene in Mechelen stammt aus dem 14. Jahrhundert, zählt zu den ältesten in ganz Belgien und braut bis heute (was weithin für seligmachende Düfte sorgte). Natürlich machten wir auch einen Abstecher zu Margarethes ehemaligem Palast, dessen um einen schön angelegten Innenhof herum gruppierte Gebäude heute das Gericht der Stadt beherbergen. Neben vielen, hübschen Fassaden und einem historischem Stadtbild kann man in Mechelen übrigens auch einen Gang über Wasser erleben: Ein hölzerner, auf Pontons schwimmender Weg über die Dijle erlaubt einen Blick auf die Stadt abseits der Straßen und Autos.
Am Ende unseres Rundgangs begegnete uns die auf dem Foto zu sehende “Bäckerei”. Als wir auf dem Campingplatz einen Automaten-Supermarkt mit Milchprodukten, Frischwurst und Baguette gefunden hatten, hielten wir das zunächst für eine vereinfachte Form des Services für Campinggäste. In der Stadt durften wir allerdings feststellen, dass Verkaufs-Automaten hier allgemein sehr verbreitet sind und sich das Sortiment nicht, wie in der Regel bei uns, auf Getränke und Süßigkeiten beschränkt.