25.07.2012

Isle of Wight

Um die Isle of Wight besuchen zu können, machten wir in Portsmouth halt. Auf dem Weg nach Portsmouth durften wir erleben, dass auch Kreisverkehre nicht die ultimative Verkehrslösung sind. Bei Chichester haben wir auf einer A-Street (etwa vergleichbar mit einer zweispurig ausgebauten Kraftfahrstraße) auf der Ortsumgehung im Stop and Go – Verkehr gestanden, weil eine Serie von Kreisverkehren den Verkehr in beide Richtungen völlig zum Erliegen brachte. Und dies nur, um ein paar Autos von kleineren Querstraßen durch zu lassen. Hier wünscht man sich dann doch eine Ampel oder eine simple Kreuzung mit Beschleunigungsspur…

BLOG_2012_07_25_2428In Portsmouth angekommen, machten wir erst mal einen Tag Pause und genossen das schöne Wetter und den Pool. Am nächsten Morgen stand die Isle of Wight auf dem Programm und die günstigste Lösung für den Transport war ein Ticket für die Passagierfähre und eine Tageskarte für das Busnetz auf der Insel. Die Passagierfähre war ein Hovercraft, weshalb unser Ticket auf einen Flug zur Insel und zurück lautete, was sowohl uns als auch die Kinder sehr entzückte. Es fühlt sich schon cool an, wenn das Boot “aufgepumpt” wird. Aber wenn es dann auf dem abschüssigen Strand wendet, Fahrt aufnimmt und über die Wellen springt, merkt man so richtig, dass das Wort “Flug” durchaus angebracht ist.

Auf der Insel angekommen, bestiegen wir einen zweistöckigen Sightseeing-Bus, dessen offenes Dach bei der Wärme für angenehme Kühlung sorgte. Leider mussten wir kurz darauf in einen geschlossenen Linienbus wechseln, um unser anvisiertes Ziel erreichen zu können.

BLOG_2012_07_25_2438Wir wollten zunächst in den Westen  der Insel, zu den berühmten “Needles”. Unterwegs stiegen wir für einen Zwischenstopp aus, um uns das Fort Victoria anzusehen. Von diesem Fort standen leider nur noch zwei Mauern und die sie verbindende Ecke, so dass der Zwischenstopp an sich uns nichts weiter brachte, als insgesamt zwei Kilometer Fußweg direkt an der Straße entlang und die Gelegenheit, dieses Foto zu machen. Das Foto ist  deshalb besonders, weil es eine englische Allee zeigt, wie wir sie bisher als typisch erlebt haben. Die Bäume stehen dicht und bilden ein Dach über der Straße, das meistens gerade so hoch ist, dass ein LKW durchpasst.

An dem Bild untypisch ist, dass es einen Seitenstreifen gibt, dieser war hier wohl aus Rücksicht auf die Fußgänger angelegt. Normalerweise stehen rechts und links Hecken, die genau auf die weiße Linie geschnitten sind. Zwischen den Hecken rechts und links ist genau dann Platz für zwei LKWs oder Busse nebeneinander, wenn einer von beiden sportlich in seine Hecke hineinfährt und dann stehend wartet, bis der andere vorbeigekratzt ist.

BLOG_2012_07_25_2439Nachdem wir die Needles (durch Erosion geformte Kreidespitzen, die lustig im Wasser stehen) und die Needles Battery (eine vorgelagerte Verteidigungsanlage des Hafens von Portsmouth, in der zur Freude der Kinder 12 Tonnen schwere Kanonen standen) besichtigt hatten, sammelten wir auf mehreren Busfahrten noch mehr Eindrücke von der restlichen Insel. Diese Busfahrten werden uns wohl noch lange als die eindrucksvollsten unseres Leben in Erinnerung bleiben. Das liegt jetzt aber nicht an der wirklich schönen Landschaft der Insel, sondern vielmehr an den bereits beschriebenen Straßen, der Fahrweise der Busfahrer und der technischen Ausführung der Busse.

Zu den Straßen sollte noch gesagt sein, dass sie nicht einfach eng sind. Gegen Ende der Busfahrt klärte uns Domenic darüber auf, dass in einer seiner letzten Kinderzeitschriften gestanden hatte, dass England das Land mit den schmalsten Straßen der Welt sei. Wir ergänzen an dieser Stelle: Die Straßen auf der Isle of Wight sind zudem auch extrem wellig und mit einer Vielzahl an Schlaglöchern variierender Tiefe ausgestattet.

Zur technischen Ausstattung der Busse sei gesagt, dass man hier dem Empfinden nach auf den Einsatz von Stoßdämpfern und jeglicher Art von Schalldämmung am Motor verzichtet hat und dass der Bus öfter mal von einem Geruch gleich dem brennender Kabel durchzogen wird.

Nun zur Fahrweise. Der Bus wird sehr zügig durch Hecken und Bäume gefahren, im oberen Stock gibt es rings um das Frontfenster extra Gestänge, die überall Bullenfänger hießen, aber hier wohl Astfänger genannt werden müssen. Bei nicht einsehbaren Kurven oder Hügelkuppen macht der Fahrer regen Gebrauch von Gaspedal und Bremse (in dieser Reihenfolge) und angehalten wird eigentlich erst, wenn die Straße nur noch 2,50m breit ist und der Gegenverkehr sich weigert, in die Hecke zu springen. So geht es fröhlich Hügel auf, Hügel ab und im Zick Zack durch die Dörfer und Städte, wobei der hin und her geschüttelte Bus laut vor sich hin knackt und knirscht, so dass man den Ermüdungsbruch immer an der nächsten Kurve vermutet. Materialverschleiß zählt irgendwie nicht wirklich und wir äußerten unterwegs die Hoffnung, dass so ein Bus nach einem Tag Einsatz zwei Tage gewartet wird.

Lobend möchten wir aber die Kunstfertigkeit erwähnen, mit welcher der Busfahrer den Bus auch um steilste Kurven in engen Dorfstraßen manövrierte. Jeder Reisebusfahrer hätte stundenlang brausenden Applaus hierfür bekommen!

Beendet haben wir den Tag auf der Insel mit einem kurzen Abstecher zum Strand, der hier netterweise mal aus Sand besteht, während die Südküste entlang bisher überall Steine lagen. Die Stadt Ryde bietet neben ihrem hübschen Sandstrand auch eine lange Promenade, die mit Blumen und Palmen bepflanzt ist, so dass man sich fast am Mittelmeer wähnen könnte.

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Kommentare

Ja, das mit den engen Straßen kommt mir bekannt vor. Im Südwesten von England kann dort auch nur noch ein Fahrzeuge fahren – natürlich mit entsprechenden Ausweichbuchten – auf den sogenannten „Devon lanes“.
Ihr könnt Euch also auf noch mehr solcher Straßen freuen – und diesmal zum selber fahren. 🙂

Ich finde Eure Berichte großartig.Es ist als wenn ich selber dabei bin. Dadurch habe ich London von einer Seite kenegelernt, die kaum einer kennt. Ihr beschreibt alles so s detailiert. Macht weiter so. Das mit den Schlaglöcherm uterschiedlicher Größe erinnertte mich spontan an einen Besuch meiner Heimat Ostpreußen, jetzt das Kaliningrader Gebiet.

Hallo ihr Europabummler!!
Wir lesen mit großer Begeisterung eure tollen Reise- und Erlebnisberichte.
Bitte weiter so und Alles Gute!

Das mit den Straßen werdet Ihr in Schottland auch noch erleben. Andreas haben dafür ein neues Wort erfunden: Halbspurstraßen. Ich hoffe die Engländer sind genauso zuvorkommend wie die Schotten, die standen nämlich schon immer in der Haltebucht, bevor wir sie überhaupt gesehen haben.

Bin gespannt, wie’s weitergeht.
Bitte weiter so ausführlich.
Gruß an die Euro-Bummler
Dad

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