27.05.2013

Jawor

Auf der Fahrt nach Prag hatten wir feststellen dürfen, dass in Tschechien der Titel “Autobahn” kein Garant für eine Straße von höherer Qualität als Landstraßen sie haben, ist. Im Gegenteil waren wir auf der gut ausgebauten Landstraße mit 80 km/h etwa doppelt so schnell, wie auf der Autobahn, auf welcher der Wohnwagen im Rückspiegel auch bei fünfzig noch bedenklich auf und ab hubbelte.
Wir waren also nicht traurig, dass es Richtung Polen keine Autobahn, sondern “nur” eine Schnellstraße gab. Wir kamen dementsprechend auch gut vorwärts (Die polnische Autobahn war dann wieder bedenkenlos zu befahren) und hatten bei der Ankunft am Etappenplatz noch Zeit, die Friedenskirche in Jawor anzusehen.

FriedenskircheDiese gehört zu drei Kirchen, welche den hiesigen Protestanten nach dem dreißigjährigen Krieg im westfälischen Frieden zugestanden wurde. Der Bau der Kirchen stand unter vier Bedingungen: Erstens mussten die Kirchen mindestens einen Kanonenschuss weit außerhalb der Stadtmauern stehen, zweitens durften sie nur aus Holz und Lehm gebaut werden, drittens durften sie keinen Turm haben und von der Form her nicht wie eine Kirche aussehen und viertens mussten sie innerhalb eines Jahres erbaut werden.

FriedenskircheFriedenskircheDabei herausgekommen sind Fachwerk-Kirchen, die dem Äußeren nach eher an eine Scheune erinnern, deren Erbauer aber im Inneren zeigten, dass man auch aus Holz prächtige Dekorationen schaffen kann. Wegen dieser besonderen, einzigartigen Bauweise sind zwei der drei Kirchen – nämlich jene in Swidnica und eben in Jawor – in die Welterbe-Liste aufgenommen worden.

Die Holzdecke der Kirche in Jawor ist mit einem blau-weißen Muster versehen und die Vertäfelungen der Ränge sind üppig bemalt. An den Säulen sind bemalte Holztafeln in Marmoroptik angebracht und auch beim Altar erkennt man erst auf den zweiten Blick, dass er nicht aus Stein ist. Eine barocke Holz-Kanzel ist die Krönung des Werkes der Zimmermanns-Meister.

Die Kirche fast etwa 6000 Menschen und trotz dieser Größe mussten des Sonntags mehrere Messen abgehalten werden, da Protestanten sogar aus weiter Entfernung nach Jawor pilgerten. Damit geschah genau das Gegenteil von dem, was die katholisch-kaiserliche Partei sich von den Bedingungen im Friedensvertrag versprochen hatte. Und als etwas Gras über den Religions-Krieg gewachsen war, durften die Protestanten das Gebäude im Jahr 1708 sogar um einen kleinen Glockenturm erweitern.

Wenn ihr mal in der Gegend sein solltet und Interesse an einer mal etwas anders aussehenden Kirche habt, dann lohnt sich ein Besuch auf jeden Fall!

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