Am Dienstag hatten wir unseren Termin mit dem rumänischen Versicherungsagenten. Dieser versuchte zunächst, auf verschiedenen Wegen die Angelegenheit unnötig zu verkomplizieren (“Ich brauche dann noch eine rumänische Übersetzung Ihrer Papiere!”), aber nachdem er damit auf Granit gebissen hatte, war er richtig umgänglich und nahm den Schaden zu unserer Zufriedenheit auf. Damit können wir alles weitere direkt mit der rumänischen Versicherung abwickeln – hätten wir die Akte nicht gleich hier vor Ort eröffnen lassen, hätte eine deutsche Versicherung die rumänische als Repräsentant in Deutschland vertreten, was alles nur schwieriger und undurchsichtiger gemacht hätte.
Anschließend konnten wir an die vorläufige Reparatur gehen:
Die Teile des Lampenglases passten noch recht gut zusammen und so war die Verkehrstüchtigkeit des Caravans mit Hilfe von LoctiteTM und etwas Klebefolie für die Formstabilität zügig wiederhergestellt.
Beim Richten der Ecke mussten wir feststellen, dass das Hammerblech der Seitenwand durch die Stauchung auf ca. 3 cm Länge eingerissen war. Das Holzgerüst dahinter war allerdings intakt, also beulten wir das Blech aus und dichteten den Riss, gemeinsam mit der gesamten, betroffenen Ecke großzügig mit CeresitTM AquaStop ab. Nachdem die Kederschiene wieder annähernd ihre alte Form hatte, passte auch die beim Unfall in einem Stück abgefallene Plastikverkleidung wieder an die ihr zugedachte Position, wodurch der Regen zuverlässig abgehalten wird.
Das Finish bildeten ein paar Meter Gewebeband, um die Optik aufzuhübschen sowie den Strömungswiderstand der lädierten Teile zu reduzieren und…
Unser Wagen war wieder fit für die Weiterfahrt!
Die begann am Mittwoch morgen und sie sollte sehr spannend werden.
Um euch in die Situation einzufühlen, stellt euch einfach einmal eine deutsche Autobahn vor, deren rechte Spur in beide Richtungen mehr oder weniger komplett mit LKWs gefüllt ist, z.B. die A4.
Dann subtrahiert ihr von dieser Vorstellung alle Überholspuren, den Standstreifen und jede bauliche Maßnahme, die über den bloßen Asphalt hinaus geht (Ihr habt jetzt eine richtig volle Landstraße, deren Teer am Rand ausbröckelt).
Die oberste Asphaltlage, also die mit dem feinkörnigen Teer, denkt ihr euch weg und in den Rest verteilt ihr unregelmäßig Löcher, die durchaus mal einen halben Reifen aufnehmen können (Unregelmäßig heißt, dass auch mal 80 km keine Löcher kommen, dann aber plötzlich eine ganze Ansammlung). Nun stellt euch vor, diese Straße läuft in Schnörkeln durch jedes in der Nähe liegende Dorf, wobei die Geschwindigkeit (zurecht) auf 50 oder 30 km/h herabgesetzt wird und außerhalb der Dörfer machen Hügel und Kurven den Verlauf der Straße in der Regel uneinsehbar.
Auf diese Straße verteilt ihr jetzt noch zufällig Pferdefuhrwerke, über Land gehende Fußgänger und phlegmatische Streuner.
Und dann stellt ihr euch vor, dass dies die einzige, landesweite Ost-West-Verbindung ist und alle Fahrer von LKWs, Fernbussen und PKWs jedes auch nur erdenkliche Risiko in Kauf nehmen, um auf dieser Straße den selben Schnitt zu halten, den sie auf der Autobahn ganz oben gehabt hätten.
Einige Beispiele gefällig? Hier eine kleine Auswahl unserer Erlebnisse auf unserem 250 km langen Weg nach Timisoara:
- In einer hügeligen S-Kurve überholt uns ein Transporter, wobei er einen Aufprall auf den entgegen kommenden Laster nur vermeiden kann, indem er uns so heftig schneidet, dass wir beim Bremsen wiederum schon auf einen erneuten Knall hinten am Wohnwagen warten (Und dabei gehen wir beim Überholt-werden grundsätzlich vom Gas…).
- In einer Ortschaft halten wir am Zebrastreifen. Der PKW hinter uns schert aus und rast im Slalom um uns und die Fußgängerin herum.
- Wir fahren auf der Außenseite entlang einer Hügelflanke durch eine sehr spitzwinklige Kurve. Der Fahrer des 40-Tonners auf der Gegenspur hatte fest vor, unsere Spur mitzubenutzen und erst, als er hinter dem Auto den Wohnwagen sieht, lenkt er so plötzlich ein, dass sein Auflieger eine Neigung einnimmt, die uns unwillkürlich die Köpfe einziehen lässt.
- Ein LKW-Fahrer unterbindet unseren Versuch, eine heftige Schlagloch-Ansammlung zu umfahren, indem er uns spontan überholt und in die Schlaglöcher abdrängt (Es hat einen Grund, dass hier jeder dritte Laden ein gut besuchter Reifenhandel ist…).
Dazu sei angemerkt, dass das jetzt nicht die Top 4 waren, sondern einfach nur eine repräsentative Auswahl. Die Fahrt war unglaublich anstrengend – vor allem mit dem letzten Unfall noch im Hinterkopf – und wir haben ständig den Warnblinker eingesetzt, um den anderen Verkehrsteilnehmern anzukündigen: “Wir werden die Ortschaft nicht mit 100 km/h durchfliegen!”, “Wir ziehen den Anhänger nicht ungebremst über diesen schon 2-3 mal gesprengten Bahnübergang!”, “Wir werden hinter dem Linksabbieger anhalten und ihn nicht riskant überholen!”, usw.
Irgendwann haben wir uns einen Buzzer als Auslöser für den Warnblinker gewünscht (Gibt’s so was? Wenn nicht, dann bauen wir es selbst und verkaufen es als “Rumänien-Anhänger-Sicherheitspaket”). Aber es hat wirklich geholfen und oft haben sie den Sicherheitsabstand tatsächlich so weit vergrößert, dass man im Spiegel Licht zwischen den Schatten ihres Autos und unseres Wohnwagens sehen konnte!
Bei der Ankunft in Timisoara waren wir einfach nur irrsinnig glücklich!
Am nächsten Tag, auf der zweiten Hälfte unserer Fahrt Richtung Budapest, ging es zunächst mal genau so weiter, wie oben beschrieben. Hinter Timisoara trennten sich allerdings Europastraße und Nationalstraße und wir folgten letzterer zum Grenzübergang bei Szeged. Plötzlich gab es kaum noch LKWs, die Schlagloch-Dichte verringerte sich proportional und die Fahrsituation entspannte sich.
Die Überquerung der Grenze fühlte sich dann richtig, richtig gut an: Wir waren wieder in Mitteleuropa und hatten den “Wilden Osten” hinter uns gelassen ;-)!
Beseelt von einem unglaublich starken “Geschafft!!!”-Gefühl fuhren wir in Ungarn ein. Hinter der Grenze fanden wir erstens eine gut ausgebaute Landstraße (sah aus, wie zu Hause), zweitens eine Autobahn (Juhuu, eine Autobahn!!!), die drittens auch noch sehr gut war, und viertens eine sehr gemäßigte Fahrweise der Einheimischen. Wir glauben, das kann hier richtig schön werden… 🙂