4.02.2013

Auf der Straße nach Süden

…kann man viel erleben. Wir hatten schon drei Kreuze gemacht, als wir vom Campingplatz aus wieder auf die Autobahn gefunden hatten (Autobahnauf- und abfahrten sind hier irgendwie immer sehr kompliziert und in unübersichtlichen Schleifen mit viel zu vielen Längenmetern gelöst. Nicht selten fährt man locker einen Kilometer in eine Richtung und sieht dabei den parallel verlaufenden Rückweg schon auf dem Navi eingeblendet. Dieser vereinigt und teilt sich unterwegs noch mehrmals unter Zuhilfenahme diverser, von den Italienern natürlich in der Regel ignorierter, Stoppschilder. Bei Salerno fanden wir eine Auffahrt, wo sich beide Abfahrten erst vereinigten und dann mit Vorfahrt die beiden Zufahrten kreuzten, so dass sich zu allen Seiten lustige Rückstaus bildeten – keine Ahnung, ob hier Straßenplaner am Bau beteiligt wurden… :?).

Aber der Tag hatte noch mehr zu bieten. Die einzige Autobahn in den Süden führte uns mitten in den Appenin und war durch unzählige Baustellen zumeist einspurig. Die Schilder, welche auf die Pflicht zum Mitführen von Schneeketten hinwiesen (Wir haben natürlich welche dabei), kannten wir schon von anderen Autobahnen in Italien (Denn Autobahnen führen hier häufig oberhalb der Städte am Berghang entlang), daher schwante uns hier noch nichts von dem, was kommen würde. Die frühlingshaften Bilder aus  Pompeji im Hinterkopf (Ihr erinnert euch an das bunte Bild mit dem Wohnwagen?), fuhren wir weiter entspannt bergan.
BLOG_2013_02_03_14.05.08Als uns die ersten Schneeräumer entgegen kamen, waren wir doch etwas verwundert – aber schließlich werden die Dinger ja auch bei uns hin und wieder ohne Schnee spazieren gefahren. Während wir das alles wahrnahmen, führte die Straße immer fröhlich bergan und nachdem sie das für unser Gefühl viel zu lange getan hatte, fanden wir uns irgendwann deutlich oberhalb der Schneegrenze bei matschiger Fahrbahn in einer undurchsichtigen Mischung aus Nebel, Regen und vereinzelt rieselndem Neuschnee wieder.
Als die gesamte, erkennbare Landschaft um uns herum oberflächlich weiß wurde, waren wir ganz froh, als vor uns ein Schneepflug einscherte. Dieser hatte zwar nur wenig Matschreste beiseite zu schieben, aber immerhin fuhren wir auf frisch gesalzter Fahrbahndecke und konnten mit etwas mehr innerer Ruhe weiter bergan fahren (Denn immerhin wussten wir ja nicht, wie sich die Situation weiter entwickeln würde und wie lange wir noch Höhenmeter dazugewinnen würden). Wir konnten für euch nur ein Bild aus unserem Auto nach draußen machen, ein mindestens genauso gutes Bild wäre wohl jenes durch die Windschutzscheibe hinein gewesen: Wir, mit hängenden Kinnladen fassungslos in die Welt starrend, verzweifelt nach Orangenbäumen und blühenden Strelitzien suchend und so langsam realisierend, dass der Winter dieses Jahr doch nicht ausgefallen ist :shock:.

Auf dem Foto könnt ihr auch ein Schild sehen, dass Schneepflugfahrer zum Anheben der Schaufel auffordert – dies ist ab und an nötig, damit die Schaufel nicht in eine größere, hier in der Regel nicht bedeckte Querrille in der Fahrbahndecke greift und den Teer wegreißt. So ganz ohne Schaden kam die Straße bei der Räumung trotzdem nicht davon – denn wir befanden uns wieder mal in einer Baustelle und die in der Mitte der Fahrbahn angebrachten, 20 cm hohen Plastik-Reflektoren fielen dem Räumer reihenweise zum Opfer.
In der Regel warf die Schaufel den Schrott rechts aus, leider landete ein Plastikteil direkt vor unserem Auto und uns blieb nur noch das mittige Überfahren desselben mit angezogenen Schultern :neutral:. Außer einem kurzen Schaben war aber nichts weiter zu hören und so entspannten wir uns wieder.

Irgendwann hatten wir aber den höchsten Punkt passiert und mit jedem Kilometer besserte sich die Situation wieder, bis wir schließlich die Ebene von Sibari erreichten. Hier pausierten wir erstmal ausgiebig, bevor wir den letzten Teil unserer Fahrt zum Capo Vaticano angingen. Dieser verlief ruhig, nur die Anfahrt zum Campingplatz war wieder etwas abenteuerlich. Im Dunkeln sind die verblassten Metallplatten, die in Italien als Hinweisschilder gelten, schwer zu lesen und die Straßen abseits der Autobahnen verursachen häufig schon bei Tageslicht ein flaues Magengefühl. Ohne Licht erkennt man die Löcher und Bodenwellen deutlich schlechter.
Nach der Überquerung einer kleinen, mit Steinschutt beladenen Brücke im Schritttempo wies uns ein ungewöhnlich lesbares Schild den Weg in einen noch kleineren Feldweg ohne Beleuchtung. Bis hier gekommen und auf unsere gewachsene Erfahrung im Rückwärts-Stoßen vertrauend, bogen wir ein. Ein Stück weiter wies noch ein Schild in einen Seiten-Feldweg und dann fanden wir das Tor. Ein zwar beleuchtetes, aber verschlossenes Tor, hinter dem nichts zusehen war, als die Dunkelheit (Es war etwa 18:30).

Aber es gab eine Klingel und wir wurden tatsächlich reingelassen! Einige Minuten später tauchte dann ein älterer Herr auf, der uns einen Platz anwies, uns auf italienisch das nötigste erklärte und eine gute Nacht wünschte.

BLOG_2013_02_04_7641Nach einer Nacht, in der wir bei Meeresrauschen SEHR gut schliefen, begrüßte uns der neue Tag mit blauem Himmel, Sonnenschein und sehr unwinterlichen Temperaturen :cool:.
Nachdem wir auf dem – wieder mal – sehr geschlossen wirkenden Campingplatz einen vereinzelten Mitarbeiter auftreiben konnten, ließen wir uns die Tür zum Strand aufschließen und warfen einen Blick über die Küste, deren Strände – wie wir gelesen haben – zu den schönsten Italiens gehören sollen. Nun, es waren immerhin mal größere Sandstrände (von denen wir hier noch nicht so viele gesehen haben) und im Sommer kann man es hier sicherlich sehr gut aushalten.

Da unser Auto auf dem letzten Stück Feldweg bei Bodenwellen häufiger mal schleifende Geräusche gemacht hatte, warfen wir einen Blick unter den Boden und stellten fest, dass der überfahrene Plastikschrott es tatsächlich geschafft hatte, die Auspuff-Aufhängung am Mittelschalldämpfer zu zerreißen. Falko fand eine tragfähige Lösung, die das Problem provisorisch bis zur nächsten Werkstatt behebt und so steht unserer morgigen Weiterfahrt nach Sizilien nun nichts mehr im Wege (Vorausgesetzt, wir finden jemanden, der uns das Tor vom Campingplatz öffnet ;-)).

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